Interview: Gerda Stauner
Kennt ihr das auch? Der Toaster ist bereits zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren kaputtgegangen und ihr müsst schon wieder los und einen neuen kaufen. Das kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern geht einem irgendwann auch auf die Nerven. Über die Verschwendung von Metallen und anderen Rohstoffen, die in so einem Elektrogerät verbaut sind und einfach auf dem Müll landen, möchte man gar nicht erst nachdenken. Genau hier setzt Re:parat, ein Projekt des Netzwerks Nachhaltigkeit der Universität und OTH Regensburg, an. Das Ressourcenzentrum ist mit einem gelben Bus im Stadtgebiet unterwegs und bietet an unterschiedlichen Orten Workshops an, um zu helfen, Dinge selbst zu reparieren. Die Idee ist Hilfe zur Selbsthilfe und schont dabei nicht nur lebenswichtige Rohstoffe, sondern stößt nebenbei auch noch den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft an. Clara von Re:parat hat mit uns darüber gesprochen.
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Wie entstand die Idee zu Re:parat? Wie seid ihr auf den ungewöhnlichen Namen gekommen und wie sieht euer Engagement aus?
Die Idee zu Re:parat entstand während der Nachhaltigkeitswoche 2021. Dort hatten wir den Postwachstumsökonomen Niko Paech als Gast, der in seinem Vortrag vom Konzept eines “Ressourcenzentrums” und dem Ressourcenzentrum in Oldenburg erzählte. Zusammen mit Personen aus der Stadtverwaltung und weiteren Beteiligten entstand dann der Ansporn, etwas Ähnliches in Regensburg aufzubauen. Eigentlich erst an einem festen Ort, aber nun fahren wir gut zwei Jahre später mit unserem gelben RVV-Bus von das Stadtwerk.Regensburg durch die Gegend.
Der Name ist einem Mitglied des Netzwerks Nachhaltigkeit, aus welchem auch unsere Gruppe entspringt, eingefallen. Es ist ein Wortspiel mit den Worten Reparatur und parat, das Re vor dem Doppelpunkt kann aber auch auf Regensburg oder Ressourcenzentrum bezogen werden.
Unser Engagement sieht momentan so aus, dass wir zum einen Reparatur- und Informationsevents mit dem Bus über den Sommer hinweg planen. Konkret sind wir auf dem Tag der offenen Hochschule an der OTH, dem Lumen Open Air und einer Schulprojektwoche zu finden. Zum anderen sind wir gerade dabei, den Bus auszustatten und komplett betriebsbereit zu machen. Uns fehlen noch einige Werkstattmodule, Werkzeug und weitere Ausbauten. Die Photovoltaikpaneele für den Betrieb der Buswerkstatt sind bereits installiert.
Jede*r von uns kennt das: Bestimmte Dinge im Haushalt gehen immer wieder kaputt. Oft ist es günstiger, sich etwas Neues zu kaufen, als es reparieren zu lassen. Wie motiviert ihr Menschen, Dinge selbst zu reparieren? Wer kann bei euch mitmachen?
Wenn wir uns mit den Menschen über das Thema Reparatur unterhalten, fällt uns auf, dass viele gerne ihre Dinge reparieren würden, aber nicht wissen, wie und wo das geht. Das Interesse ist also prinzipiell vorhanden, es fehlt den Leuten nur ein niedrigschwelliges Angebot an Wissen und Ressourcen. Das wollen wir mit dem Bus, der überall hinfahren kann, ändern. Dadurch können wir vor Ort sein und reparieren kostenfrei und zusammen mit den Menschen die Dinge. Uns ist es nämlich auch sehr wichtig, dass die Menschen mitmachen, dadurch lernen und nächstes Mal das kaputte Gerät vielleicht schon alleine reparieren können. Dabei wollen wir ihnen auch in Zukunft helfen, indem sie sich zum Beispiel Werkzeug von uns leihen können.
Bei Re:parat kann jede*r mitmachen. Wir freuen uns über jede helfende Hand – egal, ob sie Dinge reparieren kann oder vielleicht einfach nur gerne organisiert und engagiert ist.
Auf eurer Webseite verweist ihr auf den Green Deal der Stadt Regensburg und eine nachhaltige Transformation im Umgang mit Ressourcen. Wie unterstützt euch die Stadt bei eurem Projekt?
Das Referat für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen der Stadt Regensburg war vor allem am Anfang sehr an der Konzeptionalisierung und Ideenfindung beteiligt. Die Verantwortlichen dort hatten auch die Idee für den Bus. Sie mieten diesen für uns von das Stadtwerk.Regensburg und stellen uns das Fahrzeug kostenfrei zur Verfügung. Bei der Gestaltung haben wir freie Hand. So konnten wir beispielsweise durch Förderung und Unterstützung der OTH mit einem Projektseminar der Hochschule die Photovoltaikpaneele installieren.
Im Augenblick seid ihr mit dem gelben Bus unterwegs und bietet Reparatur-Workshops an. Welche Workshops sind das und habt ihr daran gedacht, euer Angebot auszuweiten?
Wir haben derzeit noch kein festes Repertoire an Workshops, sondern probieren einzelne aus, vor allem ausgehend von den Fachkenntnissen (und Kapazitäten) unserer Mitwirkenden. Wiederholt haben wir etwas zu Radreparatur angeboten. Da gibt es besonders viel Nachfrage und bestehende Kenntnisse unsererseits. Dieses Frühjahr haben wir einen Löt-Workshop veranstaltet, der sehr erfolgreich lief. Demnächst ist ein spielerischer Schaltkreise-Workshop für Kinder geplant. Eine Ausweitung des Programms, zum Beispiel zu den Themen Elektronik und Textilien, haben wir vor.
Sollte man mit der Idee von Nachhaltigkeit nicht bereits in der Schule anfangen und mit Kindern darüber sprechen?
Tatsächlich werden wir diesen Sommer im Rahmen einer Projektwoche drei Tage lang Elektronik-Workshops an einer Schule in Bad Abbach geben. Insgesamt ist unsere Dachinitiative, das Netzwerk Nachhaltigkeit, auch sehr im Bereich BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) aktiv und gibt regelmäßig Workshops in Schulen. Ja, wir sind auch der Meinung: Früh übt sich.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Unser Traum ist immer noch ein fester Ort in der Stadt, der über viel Lagerfläche verfügt, an dem Ressourcen gelagert und von den Bürger*innen ausgeliehen werden können. Dieser Ort soll dann auch über regelmäßige Öffnungszeiten verfügen und als Vernetzungsort dienen. Auf dem Weg dahin wünschen wir uns auch noch viel mehr technisch versierte Kontakte, die unsere Ambitionen teilen. Momentan freuen wir uns aber auch erst einmal sehr darüber, dass der Bus dieses Jahr endlich über die Straßen rollt, und arbeiten am Ausbau.
Mehr über Re:parat und ihre Arbeit erfahrt ihr hier: https://blog.regensburg-nachhaltigke.it/ressourcenzentrum/
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