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Hey Alter!
Reparierte Rechner für Kids, die keinen Computer haben

Alte Rechner für junge Leute – darum kümmert sich „Hey Alter!“. Hier werden gebrauchte Computer repariert und an Schüler*innen weitergegeben.
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Interview: Petra Bartoli y Eckert

Entstanden ist die Idee in Braunschweig während des Homeschoolings in der Corona-Pandemie: Computerversierte Leute haben sich zusammengetan und kurzerhand den Verein „Hey Alter!“ gegründet. Die Idee der Initiative: Sie sammeln alte Rechner von Unternehmen, Institutionen und privaten Haushalten und reparieren sie. Dann werden die Geräte an Kinder und Jugendliche weitergegeben, die aufgrund der finanziellen Situation der Familie benachteiligt sind.

Der Slogan der Initiative – Alte Rechner für junge Leute – ist hier Programm. So sorgt „Hey Alter!“ nicht nur für mehr Chancengleichheit, sondern agiert nachhaltig und bringt instandgesetzte Computer wieder in Umlauf. Von „Hey Alter! profitieren also Schüler*innen und die Umwelt!

Mittlerweile hat die Idee Schule gemacht – im wahrsten Sinne des Wortes! „Hey Alter!“ gibt es bereits in 37 Städten und Kommunen. Einer der beiden Gründer, Martin Bretschneider, hat uns mehr verraten.

 

Wie seid ihr 2020 auf die Idee gekommen, die Initiative „Hey Alter!“ ins Leben zu rufen?

Zunächst: „Wir”, das sind Moritz und ich, Martin Bretschneider. Moritz rief mich im Frühjahr 2020 mitten im ersten Corona-Lockdown an und fragte mich, ob es in meinem Unternehmen Computer gäbe, die wir nicht mehr brauchen würden. Moritz‘ Mutter ist Lehrerin. Sie suchte Rechner für Schüler*innen, die keine eigenen hatten, aber am Homeschooling teilnehmen wollten. Na logisch hatten wir die! Jedes Unternehmen hätte solche Rechner, antwortete ich. Kurze Pause am Telefon, dann fiel der Groschen: Mal angenommen, das wäre so, dann könnte man doch noch viel mehr tun! Weil es ja schließlich sehr viel mehr Kinder in vergleichbarer Situation gibt. Das war der Anfang von „Hey Alter!”. Mit dieser Idee haben wir dann viele Menschen begeistern und fürs Mitmachen gewinnen können.

 

Die „Hey-Alter!“-Gründer: links Moritz Tetzlaff, rechts Martin Bretschneider

Wie viele Leute seid ihr momentan bei „Hey Alter!“ in Braunschweig? Und wie hast du Unterstützer*innen für deine Idee gefunden?

In unserem Team helfen rund 20 Personen, vornehmlich Studierende und Renter*innen, kontinuierlich mit. Wir haben immer wieder Wechsel im Team, einige aber sind von Anfang an dabei. Die große Unterstützung, die unsere Idee nicht nur im Team, sondern auch im erweiterten Umfeld bei Unternehmen, Institutionen und unseren großartigen Spender*innen erfährt, begründet sich nur teilweise in der an sich profanen Idee: Dinge, die man nicht mehr braucht, sollen für andere nutzbar gemacht werden. Die Umstände, dass es um Kinder geht, dass die Krise ungeahnte Kräfte freigesetzt hat und dass wir unserer Initiative einen attraktiven und merkfähigen Markennamen gegeben haben – das alles hat uns sehr geholfen. Ich schätze, dass in allen „Hey Alter!”-Initiativen zusammen über 300 Menschen in den Kernteams helfen.

Wie groß ist die Resonanz auf „Hey Alter!“? Wie viele Geräte konntet ihr bisher reparieren und weitergeben?

Die Resonanz ist groß und großartig. Nach unserem Vorbild haben sich weit über 30 Initiativen in Deutschland nach dem identischen Prinzip gegründet: Alle nutzen unseren zentralen Internetauftritt, unsere Softwaretools, unsere internen Foren, Erfahrungen und Kontakte – und vor allem unsere gemeinsame Marke „Hey Alter!”. Einzige Bedingung: die Verpflichtung zur Gemeinnützigkeit. Auf diese Art und Weise ist es uns gelungen, bis heute 12.000 Computer an Schülerinnen und Schüler zu verteilen.

 

Wie findet ihr Schülerinnen und Schüler, die ein von euch zur Verfügung gestelltes Gerät benötigen? Kooperiert ihr mit Schulen? Oder kann man sich einfach bei euch melden?

Wir in Braunschweig hatten das Glück, von der ersten Stunde an mit der Niedersächsischen Landesschulbehörde kooperieren zu können. Man gab uns die Empfehlung, die Rechner nicht an die Schulen, sondern direkt an die Schülerinnen und Schüler zu verschenken. Man würde uns aber sehr gerne bei der Sozialauswahl unterstützen. So machen wir das bis heute: Die Schulen melden uns die Anzahl von Rechnern, die die Klassenlehrkräfte als Bedarf ermittelt haben. Wir liefern die Rechner. Fertig. Alles läuft auf Vertrauensbasis. Und wir sind noch nicht enttäuscht worden.

 

Bereits im Herbst 2020 konnte der 1.000ste Laptop übergeben werden.

Und wie akquiriert ihr Spender*innen? Sprecht ihr Firmen an? Oder melden sich mittlerweile die Leute direkt bei euch?

Beides. Wir sprechen aktiv an. Und wir werden kontaktiert, weil sich „Hey Alter!” sehr gut etabliert hat. Lokale und überregionale Medien erwähnen uns oft. Wir waren Thema in den Nachrichten und sogar eine Quizfrage bei „Wer weiß denn sowas?”. Wir sind mit vielen Preisen für soziales Engagement nominiert und ausgezeichnet worden. Das alles macht „Hey Alter!” zu einer unterstützensrelevanten Organisation. Viele große Unternehmen haben „Hey Alter!” aufgrund dieser Bekanntheit für ihre Computerspenden als geeigneten Partner identifiziert – ebenso wie unser größter finanzieller Unterstützer, die Ferry-Porsche-Stiftung.

 

Mittlerweile gibt es „Hey Alter!“ in 37 Städten und Kommunen deutschlandweit. Wie könnt ihr jemanden unterstützen, der die Initiative auch gerne aufgreifen möchte?

Wir sind da inzwischen relativ professionell. Wir haben einen Onboarding-Prozess entwickelt, der gut funktioniert. Interessierte bekommen zunächst Informationen zu „Wie wird man Hey Alter!”, unterzeichnen die Gemeinnützigkeitserklärung und bekommen dann alle benötigten Tools. Aber: Die Voraussetzungen und spezifischen Situationen sind überall anders. Das bedeutet, dass ein hohes Maß an Initiative und Engagement, aber auch eine gute Vernetzung und Flexibilität erforderlich sind. Und man sollte wissen: Soziales Engagement macht viel Arbeit.

 

Homeschooling ist hoffentlich in Zukunft so nicht mehr nötig. Ist der Bedarf an wieder instandgesetzten Rechnern bei Kindern und Jugendlichen trotzdem noch da? Und habt ihr mit „Hey Alter!“ weitere Ideen für die Zukunft?

Für vieles war Corona ein Beschleuniger. Homeschooling mag in Zukunft nicht mehr in diesem Maße erforderlich sein wie während der Lockdowns. Aber: Ein eigener Computer, am besten ein Laptop, ist das Basis-Lernmittel, die Plattform für Wissen, Informationen, Daten und deren Vermittlung. Es fehlen noch immer rund 150.000 Rechner bundesweit. Und der Bedarf wird nicht kleiner, weil alljährlich neue Schüler*innen dazukommen. Das, was wir mit „Hey Alter!” tun – Schülerinnen und Schüler mit Rechnern auszustatten – ist eigentlich Aufgabe unseres Staates: Chancengleichheit durch Lernmittelfreiheit zu fördern. Das Schönste für uns wäre, wenn „Hey Alter!” überflüssig ist, weil alle Kinder eine digitale Hardware-Basis besitzen. Aber keine Angst: Dann fällt uns bestimmt etwas Neues ein.

 

Mehr über „Hey Alter!“ findet Ihr hier: https://heyalter.com/

 

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