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Über die Liebe …
Wie bleibt sie lange lebendig?

Wie schön, wenn Liebe und Paarbeziehung glücklich und dauerhaft sind. Doch wie kann das gelingen? Wir haben bei Paartherapeut Bertram Wohlenberg aus Berlin nachgefragt.
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Interview: Petra Bartoli y Eckert

Wenn man den Geschichten in Filmen und Büchern glauben darf, dann ist sie überall: die glückliche Liebe! Doch im Alltag ist nicht immer alles rosarot. Wie halten Paare die Liebe dauerhaft am Leben? Belastungsproben in einer Liebesbeziehung gibt es ständig. Ob im Alltag oder durch gesellschaftliche und globale Krisen, die auch vor unserer Haustüre nicht Halt machen.

Und dann steht da auch noch das meist emotional hochaufgeladene Weihnachtsfest vor der Tür. Wie bleiben Paarbeziehungen da trotz allem stabil? Das haben wir den Psychologen und Paartherapeuten Bertram Wohlenberg aus Berlin gefragt. Zu ihm kommen Paare mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und verschiedenen kulturellen Wurzeln. Bertram Wohlenberg muss es also wissen: Wie funktioniert das mit der Liebe?

 

Wie siehst du das mit der Liebe? Wie kann es gelingen, dass sie lange hält?

Erst einmal muss ich sagen: Der Begriff Liebe kann ganz schön irreführend sein. Denn jede*r hat dazu ein anderes Konzept im Kopf. Manche verstehen darunter ein Gefühl, das sie im Moment empfinden. Für andere ist es eine Erwartung, die er oder sie an einen Menschen hat. Und wieder andere fassen darunter eine Reihe bestimmter Bedürfnisse zusammen. Was feststeht: Soll Liebe, oder besser gesagt Paarbeziehung, dauerhaft bestehen, braucht es auch gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Wie eine Paarbeziehung trotz häufig schwieriger Rahmenbedingungen gestaltet werden kann, dabei versuche ich als Paartherapeut zu helfen.

 

Welche Paare kommen zu dir? Bei welchen Probleme kannst du als Paartherapeut helfen?

Liebe ist unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft

Da gibt es erst einmal keine Eingrenzung. Weder thematisch noch dahingehend, dass ich definieren möchte, was genau ein Paar ist. Zu mir kommen Menschen, die nicht nur eine typische heterosexuelle, monogame Beziehung führen. Auch Transgender-Personen, Paare mit unterschiedlicher kultureller Herkunft, homosexuelle Paare oder auch Patchwork-Verbindungen, die aus mehreren verschiedenen Personen bestehen, suchen bei mir Unterstützung. Für mich kommt es nicht auf die konkrete Konstellation an, sondern darauf, was wer braucht.

Es gibt natürlich typische Probleme, mit denen ich immer wieder zu tun habe: Ein Paar hat Kinder bekommen und nach einigen Jahren stellt es fest, dass die Beziehung sehr belastet und gefordert ist. Wenn der Druck zu groß wird, ist die Paarbeziehung meist in Gefahr. Oder die Kinder gehen aus dem Haus, und das Paar fragt sich, was es überhaupt noch miteinander verbindet. All das und noch einige weitere Probleme sind häufig Thema in der Paartherapie.

 

Wie wirken sich die momentan ungewissen Zeiten auf Paarbeziehungen aus?

Gesellschaftliche Krisen wirken sich immer auch auf Paare aus. Gerade merke ich, dass ein enormer ökonomische Druck auf vielen Paaren lastet: Werden wir unsere Miete noch bezahlen können? Können wir die gestiegenen Strompreise stemmen? Und können wir an Weihnachten noch Geld für Geschenke ausgeben? Für Paare mit geringem Einkommen ist der Druck hier noch größer – und der führt meist zu mehr Konflikten. Für einige Paare ist zudem eine konkrete Ungewissheit eine große Belastung. Ich denke da an Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind und keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben.

Gleichzeitig müssen Krisen ein Paar nicht zwangsläufig auseinanderbringen. Manchmal wirken Krisen auch verbindend, wenn Menschen es schaffen, sich für etwas einzusetzen oder ein Problem gemeinsam anzugehen oder zu lösen.

 

Ist es heute – im Vergleich zu früher – schwieriger geworden, eine beständige Paarbeziehung zu führen?

Ich stelle fest, dass es für Paare immer schwieriger wird, den multiplen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Eine große Rolle spielt hier sicherlich die Funktion, die Paare und Familien in unserem Wirtschaftssystem haben. Im westlichen kapitalistischen System sind Konsum und  Selbstoptimierung Pflicht – die aber nicht als solche empfunden werden sollen, sondern als eigenes Wünschen. Zusätzlich führen die patriarchalen Strukturen dazu, dass Frauen auch heute noch mehrfach belastet sind. Sie übernehmen zu Hause die Care-Arbeit und im Job sollen sie bestmöglich performen. Und dann sollen sie auch noch für den Partner attraktiv sein und dafür sorgen, dass sie gesellschaftlich normierten Schönheitsidealen entsprechen. Die Anforderungen werden immer mehr.

Aber auch Männer geraten unter Druck, wenn sie die klassisch-patriarchale Rolle verlassen. Wenn sie sich bei Kindererziehung, Haushalt, Beziehungsgestaltung und alle dem einbringen und gleichzeitig im Job hundertprozentig verfügbar sein wollen oder müssen. Zudem befindet sich unsere Gesellschaft in einem stetigen Wandel. Früher waren häufig Großeltern oder die Großfamilie greifbar, die etwas von den anfallenden Aufgaben wie die Kinderbetreuung übernehmen konnten. Heute müssen Paare das oft alleine stemmen. Das ist dann schon alles sehr viel – manchmal zu viel. Und wenn es eng wird, dann wird am ehesten die Paarbeziehung geopfert.

Ich finde, Paare müssen unbedingt mehr entlastet werden. Dabei würden bessere gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen helfen: beispielsweise eine geringere Arbeitszeit, die den Paaren mehr Freiraum ermöglicht, oder bessere Kinderbetreuungsangebote.

 

Weihnachten steht wieder an. Viele wünschen sich Harmonie und ein perfektes Fest. Und dann liegen schon vorher die Nerven blank und jede und jeder ist mit sich beschäftigt. Wie kann es Paaren gelingen, den Druck etwas herauszunehmen?

Das Entscheidende ist für mich hier der Austausch, das miteinander Reden. Am besten frühzeitig! Paare sollten unbedingt zum Thema machen: Was bedeutet Weihnachten für wen? Und welche Bedürfnisse hat wer, wenn er oder sie an Weihnachten denkt? Gerade an Weihnachten ist die Problematik häufig wieder eine Gender-Frage. Vor allem die Frauen übernehmen das Kümmern um Essen, Geschenke, die Organisation des Festes. Dann lastet der Druck vor allem auf einer Person.

Deshalb finde ich es wichtig, dass vorher darüber gesprochen wird, wer was übernehmen kann und will. Da stellt sich natürlich die Frage: Welche Erwartungen haben wir selbst und welche werden an uns herangetragen? Und was davon wollen wir überhaupt erfüllen? Dann hat man plötzlich Gestaltungsspielraum, und es findet sich ein machbarer Weg für alle. Das kann sehr entlasten und Verbindung schaffen.

 

Wenn es mal knallt – egal, ob an Weihnachten oder sonst im Alltag: Was können Paare tun, um sich wieder anzunähern oder gar nicht erst auseinanderzudriften? Und: Kann man als Paar „richtig streiten“ üben?

Ich empfehle Paaren eigentlich immer, eine Kommunikationstechnik zu erlernen und zu üben. Einen Erste-Hilfe-Kurs findet man häufig selbstverständlich. Warum also nicht auch einen Kurs, bei dem Paare lernen, wie sie gut miteinander kommunizieren? Richtig streiten und gut miteinander sprechen fängt damit an, seine Bedürfnisse so zu formulieren, dass die andere Person dabei nicht verletzt wird. Und Wege zu finden, sich selbst Bedürfnisse zu erfüllen, ohne den andern dafür in die Pflicht zu nehmen.

Ich finde, die sogenannte „Gewaltfreie Kommunikation“ ist hier ein sehr guter Ansatz. Hierbei handelt es sich um eine weltweit bewährte Methode von Marshall B. Rosenberg. Wenn Paare es schaffen, gut miteinander zu kommunizieren, ist das übrigens auch über die Paarbeziehung hinaus, also beispielsweise in der Beziehung mit Kindern, hilfreich.

 

Gibt es etwas, das du Paaren gerne mit auf den Weg geben würdest? Wie lässt sich eine Beziehung lebendig halten, was stärkt Paare?

Wunderbar, wenn die Liebe lange hält …

Was allen Paaren gut tut, ist, eine gemeinsame Richtung zu finden. Gibt es ein gemeinsames Drittes, etwa ein gemeinsames Hobby? Oder etwas, wofür sich das Paar engagieren oder um das es sich zusammen kümmern möchte. Und es braucht auch das Dritte, damit jede und jeder einzelne sich etwas von außen holen kann. Bleibt das Paar nur unter sich, dann ist das wie ein Inselzustand. Alle Bedürfnisse können sich Paare nicht gegenseitig erfüllen!

Besonders verbindend sind zudem Rituale, eine regelmäßige Paarzeit. Am besten tagsüber. Sich einen Tag in der Woche oder alle zwei Wochen füreinander Zeit nehmen. Die Klingel ausmachen. Das Handy weglegen. Einen Babysitter engagieren. Was in dieser Paarzeit passieren soll, bleibt dem Paar überlassen. Das kann gemeinsames Kochen, Spazieren gehen, Zeit für Massage und Sexualität oder einfach nur zusammen auf der Couch sitzen, reden und Kaffeetrinken sein. Als Paartherapeut empfehle hier aber zwei Regeln: Nicht über die Kinder sprechen und nichts Organisatorisches besprechen! Dann kommt man plötzlich wieder auf Themen, über die man lange nicht mehr geredet hat – und schafft eine neue Verbindung.

Und wenn es mal nicht weitergeht: unbedingt Hilfe holen! Und das darf keine Frage von persönlichen finanziellen Möglichkeiten sein. Beratungsstellen in allen größeren Orten bieten häufig kostenlose Angebote für Paare an.

 

Lust auf ein Herz-Video zum Thema Paarbeziehung?!

Hier kommt noch ein Tipp von Bertram: Ein kurzer Videoclip, der hilft, unsere Bilder von Liebe und Paarbeziehung jenseits von Klischees und Diskriminierungen zu öffnen: love has no lables!

https://www.youtube.com/watch?v=PnDgZuGIhHs

 

Für weitere Informationen ist Bertram Wohlenberg per Email erreichbar unter b.wohlenberg@gmail.com

Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt.

 

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