von Kristin Frauenhoffer
Seine Perspektive zu wechseln und etwas oder jemanden von einer ganz anderen Seite zu betrachten, kann sehr bereichernd sein. Es kann dazu führen, mehr Verständnis zu entwickeln und empathischer zu werden.
Wer dieses Jahr auch mit guten Vorsätzen gestartet ist, kann unserer Autorin Kristin Frauenhoffer folgen und einen ihrer guten Vorsätze übernehmen. Der lautet nämlich dieses Jahr: Erneuerung der Sichtweisen! Hört rein in unseren Podcast, um mehr zu erfahren – ein tolles Gedankenspiel!
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Das neue Jahr 2020 ist das Jahr der Ratte im chinesischen Horoskop. Die Ratte steht für Erneuerung, Veränderung, aber auch Erfolg. Wenn man also schon länger ein bestimmtes Projekt im Kopf hat, dann ist dieses Jahr angeblich perfekt dafür geeignet, das endlich mal anzugehen.
Ob man nun daran glaubt oder nicht. Ich finde es grundsätzlich schön, den Beginn eines neuen Jahres auch als Start für Neues im allgemeinen zu sehen. Wir haben ja alle immer gute Vorsätze fürs neue Jahr.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, 2020 das Jahr für die Erneuerung meiner Sichtweisen werden zu lassen. Erneuerung der Sichtweisen auf mich, auf andere und auf die Welt.
Wie das aussehen kann? Nun ja. Was die Wahrnehmung der eigenen Person und des eigenen Lebens angeht, haben wohl viele von uns Verbesserungsbedarf. Nicht selten schmälern wir unsere eigene Leistung, denken, wir wären nicht gut oder nicht schnell oder nicht effizient genug. Weil wir mal wieder dieses oder jenes nicht geschafft haben. Oder weil dieses oder jenes nicht so funktioniert hat, wie wir es gern gehabt hätten.
Die heutige Welt verlangt ja vieles von uns ab. Wir sollen einerseits ständig erreichbar sein, aber gleichzeitig auch mitfühlend, verständnisvoll und geduldig. Das eine mit dem anderen zu vereinbaren ist aber mitunter schwierig. Denn wenn ich gerade mit jemandem im Gespräch bin und ständig ein anderer an meinem Hosenbein zieht, ich solle ihm oder ihr doch Aufmerksamkeit schenken, dann fühle ich mich zerrissen. Das passiert ja täglich, wenn unser Handy unaufhörlich brummt und blinkt und piept und wir uns aber eigentlich gerade auf das Gespräch mit unser besten Freundin konzentrieren wollen.
Oder wenn wir mal wieder versuchen, ALLES, aber auch wirklich alles, was geht, in die 24 Stunden zu packen, die uns zur Verfügung stehen. Eine Verschnaufpause auf dem Sofa gönnen sich die wenigsten. Kurzum: Man fühlt sich gehetzt im Alltag, kommt nicht runter und hat ein permanent schlechtes Gewissen, weil man vieles von dem, was man sich vornimmt nicht schafft.
Kommt euch das bekannt vor? Ich habe mir jetzt vorgenommen, dass ich mir täglich ein paar Minuten Zeit nehmen möchte, um drei Dinge aufzuschreiben, die ICH an diesem Tag gut gemacht habe. Die gut gelaufen sind, die sich gut angefühlt haben. Drei Dinge. Vielleicht auch mehr. Aber drei reichen. Das kann zum Beispiel der entspannte Einkauf mit Kind sein, bei dem es keine Wutanfälle gab, weil ich gelassen geblieben bin. Oder vielleicht auch das konstruktive Gespräch mit einer Kollegin. Oder der gerade noch rechtzeitig erwischte Bus, weil ich so schnell gesprintet bin. Egal, wie klein oder unscheinbar das Ereignis wirken mag. Ist es einmal aufgeschrieben, merkt man, dass man täglich viele Dinge am Tag „gut“ macht. Dass man gar nicht so ineffizient ist. Und dass es doch einiges gibt, auf dass man stolz sein kann.
Das Gleiche gilt für unsere Mitmenschen. Wenn 2020 das Jahr der neuen Sichtweisen ist, kann man das ja gleich mal ausprobieren. Sich in andere hineindenken. Denn andere machen auch vieles gut.
Leider entstehen Konflikte mit anderen oft aus einem Mangel an Verständnis heraus. Wir sehen nur, wie der andere sich verhält und beurteilen das Verhalten von unserem Standpunkt aus. Wenn wir die Perspektive wechseln und versuchen, uns hineinzufühlen in den Gegenüber, dann ist es oft viel leichter, Verständnis aufzubringen. Dann erkennt man nämlich oft die Intention hinter dem Verhalten. Das finde ich wichtig: nicht das Verhalten des anderen (oder auch das eigene Verhalten) ist ausschlaggebend für eine Beurteilung sondern die Intention dahinter.
Klassisch sind das solche Situationen, in denen jemand sagt: Du siehst heute aber gut aus. Und die Reaktion ist dann meistens (vor allem bei Frauen, das muss dazu gesagt werden): Und sonst nicht oder wie?
Die Intention war gut, jemand hat mir ein Kompliment gemacht. Aber ich sehe nur das potenziell Negative an der Aussage.
Daher ein Vorschlag von mir: man kann auch jeden Abend drei positive Dinge aufschreiben, die heute mit anderen passiert sind. Heute Morgen hat mich zum Beispiel ein älterer Herr im Park nett angelächelt. Das schreibe ich dann auf. Oder jemand hat meinen Handschuh aufgehoben, der mir runter gefallen ist. Oder jemand hat mir etwas Nettes gesagt. Oder hatte zumindest die Intention, mir etwas Nettes zu sagen.
Empathie und Mitgefühl für andere ist in der heutigen Zeit so wichtig. Ich habe das Gefühl, wir entfremden uns voneinander und das darf nicht sein. Lasst es uns versuchen, uns wieder ein bisschen mehr in andere hineinzufühlen.
Und weil alle guten Dinge bekanntlich drei sind, kann man das natürlich auch unsere Umwelt anwenden. Wenn man den Blick vom Smartphone weg auf die Welt um einen herum lenkt, dann sieht man plötzlich wieder, wieviel Gutes und Positives es da vor unseren Augen gibt. Das kann der Moment auf dem Weg zur Arbeit sein, als die Sonne kurz mal hinter einer Wolke hervorkam und einem ins Gesicht geschienen hat. Oder der zwitschernde Vogel im Baum. Oder vielleicht auch ein schön geformter Stein, den man zufällig findet.
Wenn man sich an den kleinen Dingen erfreut, die uns tagtäglich umgeben, dann steigt auch die Wertschätzung für all das, was wir haben. Und vielleicht auch der Wille, es zu erhalten.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen, dass 2020 wirklich ein Jahr der Erneuerung wird. Und dass wir alle auf uns, unsere Mitmenschen und unsere Umwelt schauen.
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