von Oxana Bytschenko
Biologisch erzeugte Produkte, die keine Weltreise hinter sich haben: Inzwischen gibt es viele Bio-Ecken in den Supermärkten, auch das Angebot in den Bioläden und an Wochenmärkten wächst. Aber auch der Bedarf steigt. Laut Ernährungsreport 2021 „Deutschland, wie es isst“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) achten inzwischen 82 Prozent der Befragten darauf, dass die Lebensmittel aus ihrer Region kommen. Vor allem ältere Personen und Frauen legten darauf Wert, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene. Passend zu dieser Entwicklung entsteht in Regensburg – nach Vorbildern in anderen Städten – die erste BioRegioGenossenschaft der Oberpfalz.
Unter dem Namen Radis&Bona eröffnet am 20. Oktober ein Bioladen in der Rilkestraße 5 a. Er soll Bürger*innen und Landwirt*innen zusammenbringen. Hinter der gleichnamigen Genossenschaft stecken zehn ehrenamtliche Gründer*innen. „Aber auch zahlreiche Helferinnen und Helfer, die wöchentlich neu hinzukommen“, erklärt Vorständin Judith Hock-Klemm.
Vor zwei Jahren sei die Idee im Ernährungsrat Regensburg entstanden, einem Zusammenschluss interessierter Menschen, denen Ernährungssouveränität am Herzen liegt. „Die inhabergeführten Hofläden wurden immer weniger. Also haben wir uns entschlossen, die Genossenschaft zu gründen“, sagt sie. In den vergangenen neun Monaten haben sie nicht nur die Gründung, sondern auch die Suche nach einem Geschäft online organisiert. „Wir wollen einen gemeinschaftlichen Hofladen in der Stadt, damit die Menschen nicht zu verschiedenen Hofläden fahren müssen“, sagt Hock-Klemm.
Win-Win-Situation für alle
Bei BioRegioGenossenschaften kooperieren landwirtschaftliche Betriebe mit ihren Kund*innen. Die Bauern haben dadurch feste Abnehmer*innen – und die Bürger*innen frische Bio-Produkte aus der Region. Im Genossenschaftsverband Bayern gibt es zurzeit 36 Einträge im Bereich Obst, Gemüse und Gartenbau.
Insgesamt gibt es in Deutschland 30.000 bis 40.000 Landwirt*innen, die ihre Produkte direkt an die Kunden liefern: Laut BMEL verkaufen sie ihre Produkte in Hofläden oder auf regionalen Wochenmärkten. Daneben gibt es die sogenannten Solidarischen Landwirtschaften (Solawi). Dabei unterstützen Bürger*innen einen landwirtschaftlichen Betrieb, indem sie die Ernte abnehmen, aber auch Verluste gemeinsam tragen. In Genossenschaftsläden dagegen stammen die Produkte laut Verbraucherzentrale von mehreren landwirtschaftlichen Betrieben, können aber auch aus dem Bio-Großhandel zugekauft werden.
In Regensburg hat man sich auch mit anderen BioRegioGenossenschaften in Lübeck, Dresden und Freiburg ausgetauscht. „Inzwischen kommen kleine Biogenossenschaften auf uns zu“, sagt Hock-Klemm. Dann erklären sie das Prinzip: Bürger*innen kaufen Anteile der Genossenschaft – von 50 bis 5.000 Euro sind möglich. Damit wird der Aufbau des Bioladens finanziert.
Bio-Bäuerinnen und -Bauern sind willkommen
Im Bioladen kann jeder einkaufen, und der Umsatz finanziert die Miete. Sie bekommen Produkte von Imkereien, Biobauern, Mostereien und nachhaltigen Bäckereien. Weitere Bio-Erzeuger*innen sind willkommen. Die Ziele dabei: Solidarität in der Region stärken, Transportwege verkürzen und aufs Tierwohl achten. Die Landwirt*innen bekommen nicht nur faire Preise und feste Abnehmer*innen für ihre Produkte, sondern auch – nicht zu unterschätzen – Wertschätzung und Interesse an ihrer Arbeit.
Wenn genug Menschen Anteile kaufen, kann dieses Konzept auch für die Zukunft gelten. Denn im Ernährungsreport wird auch nach Maßnahmen gefragt, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Die überwiegende Mehrheit stimmte für Reduktion von Lebensmittelabfällen, mehr regionale Produkte und weniger Fleisch. Für 70 Prozent der Befragten ist eine Förderung der Landwirtschaft in städtischen Ballungsräumen sinnvoll.
Hier erklärt Gero Wieschollek vom Vorstand der Radis&Bona die Ziele der BioRegioGenossenschaft:
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