von Kristin Frauenhoffer
„Das Wasser ist ein freundliches Element für den, der damit bekannt ist und es zu behandeln weiß“, sagte einst Goethe. Während die westlichen Industrienationen mittlerweile über die entsprechende Technik verfügen, ihr Wasser richtig zu behandeln, gibt es weltweit immer noch über zwei Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Der von Studierenden gegründete Verein Hydro Solution e. V. möchte dazu beitragen, das zu ändern.
Wie Hydro Solution entstand
Alles begann vor 4 Jahren. Ein Freund der beiden heutigen Vorstände Nina Auer und Maximilian Dötterl, der sich ehrenamtlich im Süden Kenias für eine Hilfsorganisation engagierte, kam auf sie zu und berichtete von katastrophalen hygienischen Zuständen vor Ort. Viele Kinder würden an schwerwiegenden Krankheiten leiden (Typhus, Diarrhö etc.), die durch verschmutztes Trinkwasser ausgelöst werden. Sie könnten daher häufig nicht am Schulunterricht teilnehmen. „Das hat uns berührt und animiert, einen Weg einzuschlagen, der langfristig und nachhaltig Unterstützung leistet“, sagt Nina Auer heute.
Ein nachhaltiger Wasserfilter wird eingesetzt
Schnell trommelten die beiden ein interdisziplinäres Team aus Ingenieur*innen, Geisteswissenschaftler*innen, Wirtschaftler*innen, Chemiker*innen, Sozialwissenschaftler*innen und Biolog*innen zusammen, das zu forschen begann. Dabei brachte jede*r seine individuellen Stärken und Ressourcen dort ein, wo sie gebraucht wurden. Sie wollten einen Wasserfilter einsetzen, der effektiv, kostengünstig, mit lokalen Ressourcen und relativ einfach herstellbar sein sollte. Ein Jahr und unzählige Versuche später war die Filtrationstechnik dann ausgereift. Es entstand eine Adaption des traditionellen Langsamsandfilters, der bis zu 99 Prozent der krankheitserregenden Keime aus dem Wasser herausfiltern kann.
Erster Besuch im Massailand Kenia: „Wir waren emotional tief betroffen.“
Im Februar 2017 reisten einige Mitglieder des Teams zum ersten Mal nach Kenia, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. „Zwar wussten wir, was uns erwarten würde, trotzdem waren wir emotional tief betroffen, als wir die Situation hautnah miterlebten“, berichtet Nina von ihrem ersten Eindruck. Das Land befand sich zum damaligen Zeitpunkt in einer langanhaltenden Trockenzeit. Daher sahen die Studierenden unzählige Rinder, Schafe und Ziegen, die aus nahezu ausgetrockneten, braunen Bächen tranken und diese gleichzeitig verunreinigten. „Und die Menschen standen daneben und verwendeten dasselbe Wasser für all die alltäglichen Dinge – zum Waschen, Kochen und katastrophalerweise auch zum Trinken“, so Nina weiter.
Sie trafen Erwachsene und auch Kinder, die, bedingt durch den Verzehr des verunreinigten Wassers, zum Beispiel an Typhus litten und waren tief berührt. Das motivierte die engagierten Studierenden aus Deutschland, über sich hinauszuwachsen. Ihre intensive Arbeit machte sich schließlich bezahlt: „Die Kinder strahlten bis über beide Ohren, als der erste Filter in Betrieb genommen wurde und klares Wasser hervorbrachte“, erinnert sich Nina an den Moment, der wohl allen ewig in Erinnerung bleiben wird.
Ein Krankheitsrückgang von 80 Prozent
Auch im Hinblick auf die Gesundheit der Menschen gab ihnen der Erfolg recht: Bereits das Pilotprojekt, das sie Anfang 2017 an einer kenianischen Schule durchführten, brachte einen Krankheitsrückgang von 80 Prozent mit sich.
Jetzt, zirka drei Jahre nach Einführung der ersten Filter vor Ort, ist aus dem kleinen Team eine eigenständige Organisation – Hydro Solution e. V. – mit zirka 20 aktiven Mitgliedern und sieben Festangestellten in Kenia geworden. Das kenianische Team führt das Projekt kontinuierlich weiter und stattet Haushalte und weitere Schulen mit den Filtern aus. „Unser oberstes Ziel ist es, bedarfsgerecht und umfassend Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Wir setzen dies um, indem wir Betroffene und unsere einheimischen Partner mittels intensiver Workshops, Know-How-Transfer und Schulungen in verschiedenen Bereichen ausbilden. Auch haben wir unsere Mitarbeiter*innen in Kenia geschult, sich weitgehend selbst zu organisieren“, erzählt Nina Auer im Gespräch mit good news for you. So ist im Laufe der Zeit ein Netzwerk aus gleichberechtigten Partner*innen entstanden, die gemeinsam das Projekt voran bringen.
Nachhaltiger Erfolg: Hydro Solution schafft Arbeitsplätze und Perspektiven
Damit geht Hydro Solution einen entscheidenden Schritt weiter: Sie liefern nicht nur die Technik in Form fertiger Wasserfilter, sondern schaffen die Bedingungen dafür, dass Einheimische diese selbst herstellen können. Damit entstehen Arbeitsplätze, die Menschen vor Ort erweitern ihre Kompetenzen und erhalten langfristige Perspektiven. Hydro Solution ist ein Musterbeispiel für gelebte Entwicklungszusammenarbeit.
Doch auch die Studierenden profitieren von ihrem ehrenamtlichen Engagement und lernen stetig dazu. Nicht nur entwickelten sie ein eigenes Konzept zur Filtertechnik, allen voran der technische Leiter und derzeitige Vorstand Maximilian Dötterl. Sie forschen auch kontinuierlich weiter, bauen Kooperationen vor Ort aus, schaffen Patenschaften und Kooperationen mit beispielsweise Gesundheitszentren.
Ziel für 2021: mindestens 10.000 Menschen mit sauberem Wasser versorgen
Mittlerweile konnte der Verein über 6.300 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser verschaffen. Mit seiner Hilfe wurden 250 Haushaltsfilter produziert sowie sechs Schulen mit Großfiltern ausgestattet. Und die monatliche Bestellliste wächst immer weiter.
Das nächste Ziel ist nun, mindestens 10.000 Menschen zu erreichen. Dabei wird Hydro Solution intensiv durch den Rotary-Club Dingolfing-Landau unterstützt.
Das langfristige Ziel von Hydro Solution ist, das vorhandene Wachstumspotenzial des Projektes weiter auszuschöpfen. Denn es gibt viel zu tun: neue Partnerschaften schließen, die Technik verfeinern, damit sie immer wieder an neue Bedingungen vor Ort angepasst ist. Mehr Schulungen und Workshops anbieten, damit immer mehr Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhalten.
„Um all das in die Realität umzusetzen, wünschen wir uns, dass sich viele weitere Leute unserer Vision anschließen und uns tatkräftig unterstützen. Zugleich sind wir auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen und über jede Hilfe dankbar“, fasst Nina Auer zusammen. So kann jede*r von uns dazu beitragen, ein Strahlen in das Gesicht dieser Kinder zu zaubern.
Mit nur knapp 40 € lässt sich ein Filter herstellen. Damit kann eine Großfamilie oder sogar eine ganze Schulklasse mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.
Möchtet ihr mehr über Hydro Solution erfahren und sie unterstützen, schaut auf ihrer Homepage vorbei: https://www.hydrosolution.org
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