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University of Peace in Africa bildet „Friedensbaumeister*innen“ aus

Die jährlich stattfindenden Sommerkurse leisten einen Beitrag zum Frieden in Afrika.
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von Kristin Frauenhoffer

Die internationale Entwicklungszusammenarbeit hat viele Facetten und bündelt eine große Anzahl unterschiedlicher Maßnahmen unter ihrem Dach. Damit sie gelingen kann, muss Frieden herrschen. Ohne Frieden ist eine sinnvolle Entwicklungszusammenarbeit nicht möglich. Frieden beginnt ganz klein, bei jeder und jedem Einzelnen. Nur wenn ich mit mir selbst im Frieden bin, kann ich auch mit anderen friedvoll umgehen. Die University of Peace in Africa setzt genau dort an. Sie bildet jährlich Verantwortliche in der Entwicklungszusammenarbeit oder auch Friedensjournalist*innen zu sogenannten „Peace Buildern“ aus.

Was bedeutet das? Die Aufgabe von „Peace Buildern“ – auf deutsch Friedensbaumeister*innen – ist es, aktiv Frieden herbeizuführen, Gewalt zu verhindern und als Mediator*in Konfliktmanagement zu betreiben. „Sie müssen eine starke Persönlichkeit haben, um möglichen Anfeindungen von außen zu trotzen. Außerdem brauchen sie bestimmte soziale Kompetenzen, zum Beispiel Geduld, die Fähigkeit zum empathischen Zuhören oder zur gewaltfreien Kommunikation“, sagt Hubert Heindl. Er ist der Geschäftsführer von APTE, der Agentur für Projektberatung, Training und Evaluierung. Die Agentur hat als ein Partner von dreien die University of Peace in Africa – kurz UPA – ins Leben gerufen.

So entstand die University of Peace

Hubert Heindl, Mitgründer der University of Peace

„In den neunziger Jahren gaben die Vereinten Nationen das Ziel aus, für das neue Jahrhundert eine friedvolle Welt zu bereiten. Es sollte das Jahrzehnt der Gewaltfreiheit werden. Wir wollten unseren Teil dazu beitragen. Daher haben wir 2003 die UPA gegründet“, berichtet Hubert Heindl. Neben APTE sind zwei afrikanische Nichtregierungsorganisationen beteiligt. Die UPA ist also vor allem eine afrikanische Initiative.

Kopf, Psyche und Gruppendynamik

Was ist das Konzept der UPA? Jedes Jahr kommen für drei Wochen etwa 20 Teilnehmer*innen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zusammen. Sie lernen, leben und arbeiten miteinander. Der Kurs ist als eine Art „Sommeruniversität“ organisiert und findet immer wieder an unterschiedlichen Orten in Afrika statt. Dieses Jahr traf man sich im Kongo. Andere Orte waren beispielsweise Niger, Burkina Faso oder der Senegal.

Das Besondere an dem Kurs ist sein ganzheitlicher Ansatz. Hubert Heindl hat als Entwicklungssoziologe einen reichen Erfahrungsschatz und weiß: Man lernt am besten mit allen Sinnen. „Die Ausbildung beinhaltet deshalb viele Körperübungen, Selbstreflexionen und Rollenspiele“, erklärt Heindl. So werde gleichzeitig der Kopf, die Psyche und die Gruppendynamik berücksichtigt. Die professionelle Ausbildung ist in sechs verschiedene Module aufgeteilt: die Reflexion eigener Gewalterfahrungen, das Konzept der „Gutkraft“, die die Kursteilnehmer*innen in sich entdecken sollen, gewaltfreie Kommunikation, Konfliktmanagement, Mediation und – als wichtigstes Modul – die praktische Umsetzung als „Peace Builder“. Dass die Gruppe jedes Jahr verschieden ist, fördert den Lernprozess. Denn Konflikte, die sich aus den unterschiedlichen psychologischen und biografischen Geschichten der Teilnehmenden ergeben, seien ein perfektes Übungsfeld für die spätere Tätigkeit. Am Ende des Kurses erhalten alle Teilnehmenden ein Zertifikat.

Die Realität ist oft viel komplexer

Teilnehmende der University of Peace in Africa

Und was bringt das Zertifikat den Teilnehmer*innen? Diejenigen, die sich für den Kurs anmelden, sind in den meisten Fällen schon länger in der (pan)afrikanischen Entwicklungszusammenarbeit tätig: sei es bei einer Nichtregierungsorganisation, in Regierungsprogrammen (zum Beispiel nationale Versöhnungskommission oder Menschenrechtskommission), als Menschenrechtsanwalt*in oder als Journalist*in. Sie haben also oftmals ganz konkreten Bedarf.

Am Ende der Ausbildung wird ein „Back Home Project“ initiiert. Die zukünftigen „Peace Builder“ sollen dabei anhand eines realen Projektes zu Hause das Gelernte umsetzen. „Meist folgt dann die Ernüchterung, wenn sie sehen, dass es in der Realität nicht so einfach ist wie in einem Kurssetting“, sagt Heindl. Letztlich ist die Realität doch viel komplexer als ein erdachtes Szenario in einem Rollenspiel. Dennoch gelingt es den meisten Absolvent*innen, ihre neu erworbenen Kenntnisse und Methoden langfristig sinnvoll einzusetzen. „Es ist unglaublich, wenn die ehemaligen Teilnehmer*innen auch nach Jahren noch Bezug auf uns nehmen und uns anrufen und berichten, was sie alles erreicht haben. Diese Energie, die da entsteht, ist wirklich toll“, berichtet Heindl.

Aus der University of Peace entstanden: das INOVAR-Projekt

Mittlerweile hat die UPA 280 Ausgebildete und ein starkes Alumninetzwerk. Das schönste Ergebnis bislang ist das Projekt „INOVAR“ (Intervention Non-Violente Active et Rapide, deutsch: Aktive und schnelle, gewaltfreie Intervention). Gegründet von Absolvent*innen des Kurses, werden seit acht Jahren Friedensaktivist*innen in Konfliktregionen entsandt, die vor Ort als Mediator*innen agieren. Und sie sind erfolgreich damit. Denn im Gegensatz zu externen Interventionen in der Entwicklungszusammenarbeit werden hier Einheimische aktiv und mit den (pan)afrikanischen Friedensakteur*innen inter-afrikanische Solidarität gelebt. So wie die UPA auch ist INOVAR ein afrikanisches Innovationsprojekt. Und so ziehen sie los und tragen ihren Teil dazu bei, eine friedvollere Welt zu bauen – ao, wie die Vereinten Nationen es sich vorgestellt hatten.

Gruppenübungen sind Bestandteil der Ausbildung an der University of Peace.

Weitere Informationen zu Inhalten, Lernmodulen und Wirkkraft der University of Peace in Africa gibt es unter www.universityofpeaceinafrica.org.

 

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