von Florian Roithmeier
Kinder sollte man nicht am Herd spielen lassen und in der Nähe von Brandquellen beaufsichtigen. Diese Tipps klingen banal und haben Eltern sicher schon oft gehört. Dennoch passieren immer wieder Unfälle, bei denen sich Kinder verbrennen. Laut dem Verein Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e. V. – werden mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland jedes Jahr wegen Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich behandelt. Knapp 6.000 davon sind so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus müssen. „Häufig ist nach einem Verbrennungs- oder Verbrühungsunfall die ganze Familie traumatisiert“, erklärt Verena Laumer von Paulinchen im Gespräch mit good news for you. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu beraten und aufzuklären, damit Kinder bestmöglich vor Brandverletzungen geschützt sind.
Paulinchen e. V. gibt es seit 1993. Die Gründerinnen des gemeinnützigen Vereins sind Dr. Gabriela Scheler und Adelheid Gottwald. Sie haben erlebt, dass ihre Kinder erst durch Zufälle in die Behandlung von spezialisierten Ärzt*innen kamen. Sie gründeten daher Paulinchen, damit andere eine Anlaufstelle in jeder Phase nach dem Unfall haben. Mehr zur Geschichte und Stuktur des Vereins gibt es hier. Der Vereinsname „Paulinchen“ kommt von der gleichnamigen Figur aus dem Struwwelpeter. In der Geschichte verbrannte Paulinchen, weil sie mit Streichhölzern spielte.
Seine zentralen Aufgaben sieht Paulinchen e. V. in …
… Beratung: Wenn etwas passiert, berät und begleitet der Verein betroffene Familien. Mit seinem Netzwerk hilft der Verein bei der Suche nach spezialisierten Ärzt*innen und Therapeut*innen sowie erfahrenen Sanitätshäusern in der Region.
… Aufklärung: Der Verein führt Kampagnen und Aktionen durch, mit denen er vor den Gefahren durch heiße Flüssigkeiten, Oberflächen, Feuer, Strom, Säuren und Feuerwerkskörper warnt.
… Austausch und Information: Das Paulinchen-Seminar, das Paulinchen-Jugendwochenende und regionale Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit zum Austausch mit Expert*innen und anderen Betroffenen. Das Paulinchen-Seminar, das Herzensprojekt Paulinchens, richtet sich an alle Familien mit brandverletzten Kindern von 0 bis 18 Jahren. Den Eltern bietet es die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Eltern und Expert*innen, Kinder können dort neue Freunde mit ähnlichen Erfahrungen kennenlernen.
Umfassendes Informationsmaterial
Paulinchen e. V. bietet auf seiner Homepage umfassendes Informaterial in verschiedenen Sprachen an, darunter Broschüren, Plakate oder Spiele, mit denen auch Kinder spielerisch an die Thematik herangeführt werden.
Ferner gibt es Tipps, das eigene Zuhause für Kinder sicher zu gestalten. So sollte man Heißgetränke nie zu nah an den Rand von Tisch- und Arbeitsplatten stellen oder Kinder von heißen Kamin- und Backöfen fernhalten.
Was tun, wenn man sich verbrüht hat?
Verena Laumer von Paulinchen e. V. gibt folgende Erste-Hilfe-Tipps:
– Notruf wählen: 112.
– Verbrennungswunden – und nur die verletzten Stellen – zehn Minuten mit handwarmem (etwa 20°) Wasser kühlen. Nicht kühlen bei Neugeborenen, Säuglingen und bewusstlosen Personen.
– Bei Verbrennungen: Kleidung nicht entfernen.
– Bei Verbrühungen: die durchnässte Kleidung sofort ausziehen.
– Niemals Hausmittel wie Zahnpasta, Mehl oder Öl auf Brandwunden geben.
Der Verein bietet darüber hinaus die kostenlose Hotline 0800 0 112 123 an, die montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr besetzt ist. Vier geschulte Ehrenamtliche sind für Eltern erreichbar, die in unterschiedlichen Phasen nach dem Unfallgeschehen anrufen können.
Ausgezeichnetes Engagement!
Adelheid Gottwald, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von Paulinchen, hat 2017 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Verdienstkreuz 1. Klasse in erhalten. Bereits 2011 bekam Anneliese Stapelfeldt, stellvertretende Vorsitzende von Paulinchen, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement.
Der Verein hat darüber hinaus den „Tag des brandverletzten Kindes“ ins Leben gerufen, der jedes Jahr am 7. Dezember stattfindet. Bundesweit gibt es an diesem Tag etwa 100 Aktionen, zum Beispiel eine Klinikrallye mit Grundschulklassen. Die teilnehmenden Kinder erfahren, wie sie sich bei einem Brand verhalten müssen, wie man Hilfe ruft und welche Unfallgefahren im Haushalt lauern.
Paulinchen e. V. finanziert sich fast ausschließlich über Spenden. Zur Corona-Zeit hat der Verein die Aktion „Gib mir 5“ gestartet. Mit ihr sind alle eingeladen, die Arbeit des Vereins weiter zu unterstützen. Weitere Infos zu Spendenmöglichkeiten finden sich hier.
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